Wir feiern Premiere – „Tiere essen“

Jonathan Safran Foers leidenschaftliches Sachbuch als Theaterstück zu inszenieren, ist eine besondere Herausforderung. Die Auswahl dieser Inszenierung für die Erprobung einer nachhaltigen Theaterproduktion im tjg hätte nicht passender sein können. Das Stück lebt von seiner Art der Auseinandersetzung mit dem Thema und hat viele Parallelen zu unserem Projekt „Nachhaltigkeit Unternehmen“: Wie bringt man Menschen mit Freude dazu, Dinge anders zu denken und zu tun? Wie im Buch entstehen aus der Synthese von vielen offene Fragen, Undercover-Reportagen und Fakten Bilder, bei dem man nicht wegschauen kann. Das ist beeindruckend und bedrückt. Wir ahnen, dass es, wie auf die Frage eines nachhaltigeren Lebens, keine einfache Antwort gibt. Der Schlüssel ist vielleicht mit Bewusstheit und Freude einfach zu beginnen.

Wir probierten im Projekt neue Wege der Kommunikation und Wertschätzung als wichtigen Hebel sozialer Nachhaltigkeit. Daraus entsteht das Gefühl des Gesehen Werdens und der Selbstwirksamkeit, im Stück beispielsweise umgesetzt beim Rollenwechsel der Schauspieler*innen ins persönliche (Er)leben. In dieser Weise tragen alle Elemente der Inszenierung einen Bestandteil der gemeinsam erarbeiteten nachhaltigeren Produktion in sich. Wunderschön zu sehen an der filigran schwebenden Kugel aus wieder verwendbaren Modulen. Sie entstand unter Verwendung des „methodischen Konstruierens“, einem neuen, besonders partizipativen und inklusiven Entwicklungsprozess zwischen künstlerischer Abteilung und Konstrukteur*innen. Die besten Nachhaltigkeitslösungen konnten so aus der Erfahrung Vieler entstehen.

Uniforme Dixietoiletten-Ställe bilden den Gegenpol zur leichten, seifenblasenartigen Kugelkonstruktion und stehen hier wohl symbolisch für die Massentierhaltung. Sie werden danach wieder zurückgekauft und wiederverwendet– eine praktikabel nachhaltige Lösung. Dieses Bewusstwerden (Woher kommen Materialien für Kostüme bzw. Bühne und was geschieht nach den Aufführungen damit?) ist ein erster Schritt in eine nachhaltigere Zukunft. Eine damit eng verbundene Erkenntnis: Nachhaltige Prozesse brauchen Zeit, Freude und Tiefe.

Engagierte und inspirierende Menschen am tjg. dürfen die gemeinsamen Visionen nun über diese Inszenierung hinaus weitertragen.